Winterzauber

Als kleine Kinder träumen wir.
Wir wollen bis zur Sonne fliegen.
Ein Zauber öffnet jede Tür,
alle Wolken sind sogleich vertrieben.
Wir tanzen mit dem Mann im Mond,
schweben fort zu bunten Zielen.
Und mit Freude werden wir belohnt,
wenn wir mit Schnee und Steinen spielen.

Als große Kinder können wir
die Wunder bald beim Namen nennen:
Der Mond ist kalt und menschenleer!
Auf der Sonne würden wir verbrennen!
Noch tanzen wir durch Blumenfelder,
freuen uns an Schnee und Steinen.
Die Türen öffnen wir uns selber,
echten Zauber gibt es keinen.

Schon sind wir keine Kinder mehr.
Zum Spielen fehlt uns nun die Zeit,
auch das Freuen fällt uns schwer.
Die Träume sind Vergangenheit.
Im Wege steht uns jeder Stein.
Eine Last ist uns der Schnee.
Dann wünschen wir uns insgeheim
nichts mehr als eine Märchenfee.

Schon wieder ist ein Jahr zu Ende.
Ein leises Licht durchdringt die Nacht.
Einmal zur Wintersonnenwende
wird ein Geschenk zu uns gebracht.
Der Schnee erstrahlt in tausend Farben,
die Steine glänzen wundersam.
Ein Zauber wird zu uns getragen -
keiner weiß, woher er kam.

Er hebt uns hoch auf einen Thron.
Er lässt uns zu den Sternen fliegen.
Er lässt uns tanzen auf dem Mond.
Er hilft uns, Eis und Schnee zu lieben.

Denn ohne Mühen öffnet er
zu jedem Herzen eine Tür
und erlaubt im Kerzenschein
uns noch einmal Kind zu sein.



(c) 21.12.2006